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Als die AfD noch Teile der Wirtschaft hinter sich hatte

Offiziell distanzieren sich Wirtschaftsverbände von der AfD – doch ein Teil des Kapitals hat den Aufstieg der Partei erst ermöglicht

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Sebastian Friedrich
Okt. 28, 2025
∙ Bezahlt

Die AfD will seit einiger Zeit ihre wirtschaftspolitische Kompetenz stärken. Den Wählerinnen und Wählern scheint das zu gefallen: 17 Prozent der Wahlberechtigten trauen einer aktuellen Umfrage zufolge am ehesten der AfD zu, die wirtschaftlichen Probleme zu lösen. Damit liegt die Partei hinter der Union auf dem zweiten Platz.1

Unter CEOs und führenden Ökonomen dieses Landes ist die AfD aber ein rotes Tuch. Selbst Christian Lindners ehemaliger Chefberater Lars Feld wandte sich angesichts der neuen Umfrage noch einmal entschieden gegen die Partei. Ein Austritt aus der EU und dem Euro wäre für Deutschland „eine wirtschaftliche Katastrophe“ und würde „mit höchster Wahrscheinlichkeit eine Finanz- und Wirtschaftskrise auslösen“, sagte er.2 Auch im zurückliegenden Bundestagswahlkampf rieten Wirtschaftsverbände davon ab, die AfD zu wählen. Kurz vor der Wahl schaltete der Verband Die Familienunternehmer eine ganzseitige Anzeige in der Welt: Aus Unzufriedenheit solle man nicht die AfD, sondern die „Wirtschaftswende-Parteien FDP, CDU und CSU“ wählen.3 Das war nicht immer so. In der Anfangszeit der AfD war sogar das Gegenteil der Fall.

Rechte Sammlungspartei, nicht Professorenklub

Heute heißt es oft, die AfD wäre bei ihrer Gründung ein Club von VWL-Professoren gewesen. Das ist auch nicht ganz falsch, schließlich prägte mit Bernd Lucke jemand aus dieser Gruppe das anfängliche Bild der Partei.

Doch ganz richtig ist es auch nicht, denn die AfD war bereits bei ihrer Gründung eine rechte Sammlungspartei. Neben der Gruppe um Lucke gab es von Anfang auch andere Akteure wie die starke nationalkonservative Fraktion, die zuvor vor allem das rechte Profil der Union unter Angela Merkel schärfen wollte. Am prominentesten steht dafür Alexander Gauland, der über Jahrzehnte CDU-Mitglied und zeitweise auch Funktionär war. Die Gruppen um Lucke und Gauland schlossen sich mit anderen zusammen und gründeten Anfang 2013 die AfD.

Dass die Gruppe um Lucke zu diesem Schulterschluss bereit war, ist bis heute interessant. Denn ihr politisches Auftreten spiegelte bestimmte Widersprüche innerhalb der Kapitalseite wider. Um zu verstehen, worin diese Widersprüche bestanden – und wo sie bis heute bestehen –, muss man noch einmal etwas grundsätzlicher werden.

Widersprüche zwischen Kapitalfraktionen

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